Herzlich willkommen als Leiter des Aorten-Teams (HTTG-Team) Professor Popov! Sie haben ein neues Team zusammengestellt und treten damit ein nicht leichtes „Erbe“ des vorherigen HTTG-Teams mit Prof. Shresta und Prof. Martens an. – So möchten wir Ihnen folgende Fragen stellen:

Ist ihr Aorten-Team inzwischen komplett oder suchen Sie noch tatkräftige fachliche Unterstützung?
Prof. Dr. Popov: Wir haben aktuell ein exzellentes und motiviertes Team, worüber ich mich sehr glücklich schätzen kann.  Im kommenden Jahr werden wir sicherlich noch Verstärkung brauchen um die steigende Anzahl der Patienten weiterhin auf hohem Niveau gut zu versorgen. Ich denke da an die Aortenambulanz und aber auch im operativen Bereich.

Wie relevant ist es für Sie, sich mit von Aortendissektion betroffene Menschen die Erfahrungen, Sorgen und Nöte vor der Operation zu erhalten? Hier haben die Patient*innen vielschichtige Erfahrung gemacht und wie wichtig erscheint Ihnen die Kommunikation bzw. Information nach der OP? Aus unserer Selbsthilfegruppe sind uns viele Probleme, Sorgen und Nöte bekannt.
Prof. Dr. Popov: Das ist mir ungemein wichtig die Kommunikation nach der Operation aufrecht zu erhalten. Ich weiß, das eine Aortendissketion ein einschneidendes Ereignis ist und die Patienten aus ihrem „normalen“ Leben herausgerissen werden. Damit verbunden entstehen natürlich gerade nach der Operation viele Fragen und auch Sorgen. Die Selbsthilfegruppe übernimmt dankenswerter weise viele Aufgaben, gerade was Erfahrungsberichte angeht. Darüber hinaus können sich Betroffene austauschen und auch Hilfestellungen zu Bewältigung des Alltags (Ämter, Reha usw.) werden dankensweise angeboten. Ich bin der Meinung, dass die Selbsthilfegruppe ein gefühlter Teil unserer Klinik ist und von schätzbarem Wert ist.

Was halten Sie von Gesprächen auf Augenhöhe Patient*innen versus Ärzteteam?
Prof. Dr. Popov: Diese Gespräche sind sehr wichtig, denn nur so kann der Patient Vertrauen zu uns aufbauen.

Sie haben unsere Selbsthilfegruppe bereits einmal besucht, um sich vorzustellen. Dies kam bei allen Teilnehmer*innen gut an! Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe?
Prof. Dr. Popov: Mir ist es ein persönlich wichtiges Anliegen den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe sehr eng zu halten. Der Informationsgewinn für mich ist sehr hoch und ich kann viel gezielter auf Probleme eingehen. Auch die Organisation unseres sehr bekannten Aorten-Patiententag wäre ohne die Selbsthilfegruppe nicht so erfolgreich.

Was können wir als Selbsthilfegruppe für Sie und Ihr Team tun?
Prof. Dr. Popov: Ich denke Sie machen schon sehr viel und unterstützen uns schon wo nur geht.
Vielleicht sollten wir gemeinsam noch mehr und intensiver im Internet auftreten. Denn ich denke, dass viele Betroffen heutzutage sich eher dort Informationen holen als beim Hausarzt. Was denken Sie?

Sie haben den jährlichen Patiententag fortgesetzt. Bleibt es auch dabei? Unserer Erfahrung nach war dieser stets erfolgreich und aus Sicht der Aortis, wurde der Stand sehr gut besucht. So konnten wir – hoffentlich – einige brennende Fragen außerhalb der medizinischen Belange ausräumen oder auch beruhigen.
Prof. Dr. Popov: Natürlich wird der Patiententag weitergeführt und das ist mir sehr wichtig. Ich denke der diesjährige war ein gelungener Auftakt mit knapp 300 Besuchern.

Prof. Popov, die Aorta wurde nun als 24. Organ anerkannt. Dies hat sicherlich eine Bedeutung im Studium der Medizin. Wird es auch Auswirkungen möglicherweise in der Anerkennung der Schwerbehinderung haben? Oder was bedeutet dies generell für die Patient*innen?
Prof. Dr. Popov: Das kann ich leider nicht beantworten, da die Anerkennung noch sehr frisch ist. Die Zeit wird zeigen inwieweit sich die Ämter davon beeinflussen lassen. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Anerkennung der Schwerbehinderung endlich einfacher und unbürokratischer verläuft.

Gibt es Neuerungen in der Aortensprechstunde?
Prof. Dr. Popov:
Glücklicherweise ja. Wir haben eine neue Mitarbeiterin gewinnen können und somit werden die Abläufe noch mehr optimiert.

Welche Bereiche der medizinischen Forschung halten Sie für besonders zukunftsweisend?
Prof. Dr. Popov: Viele Bereiche sind sehr wichtig. Sei es auf molekularer oder pathophysiologischer Sicht. Hervorheben möchte ich jedoch die „künstliche Intelligenz“. Gerade im Bereich der bildgebenen Verfahren (Computertomographie) scheint sich viel zu entwickeln. Wir selbst sind dort auch tätig. Ziel ist, irgendwann die „künstliche Intelligenz“ früh Risikopatienten zu detektieren, sodass diese Frühzeitig und nicht im Notfall versorgt werden können. Das hätte den erheblichen Vorteil, dass die Sterblichkeit bei Risikopatienten enorm abnimmt.

Wie werden Sie Innovationen in der medizinischen Praxis und Lehre unterstützen?
Prof. Dr. Popov: Da ich Ausbilder für verschiedene Operationsmethoden bin, fällt es mir natürlich leicht Innovation weiterzuvermitteln. Dieses geschieht auf kliniksinterner, nationaler, sowie aber internationaler Ebene statt. Ich bin nicht nur Chirurg sondern auch Lehrer.

Planen Sie neue Partnerschaften, um die nationalen und internationale Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu fördern?
Prof. Dr. Popov: In der Tat, sind wir da bereits voll im Gange. Wir haben Kooperation mit verschiedene Unikliniken national sowie auch international etabliert und forschen gemeinsam zum Wohle der Patienten.

Wie können wir gemeinsam mit Ihnen und der Hochschule daran arbeiten, unsere Patientenerfahrungen in die Forschung einzubringen? Welche Möglichkeiten sehen Sie, uns als Selbsthilfegruppe stärker in Ihre Projekte einzubinden?
Prof. Dr. Popov: Ich denke da an „Quality of Life“ Fragebögen. Diese sind mehr und mehr relevant im Bereich der Forschung. Damit ist gemeint, dass man wissenschaftlich eruiert wie es den Patienten vom Zeitpunkt der Operation begleitet und das subjektive Wohlbefinden aufarbeitet im Langzeitverlauf. Das wäre mal sehr interessant.

Vielen Dank Prof. Dr. Aron-Frederik Popov